Nach einer recht problemlosen Anfahrt mit dem Auto starten wir gegen Mittag am Parkplatz der Wochenbrunner Alm. Wir sind dieses Jahr als eine Gruppe mit 4 Erwachsenen und 5 Kindern im Alter von 7- 11 Jahren unterwegs.
Die heute ausgeschilderte reine Gehzeit von 35 Minuten bis zur Gaudeamushütte sollte die mit Abstand „richtigste“ Zeitangabe unserer diesjährigen Tour sein. Nach nicht ganz einer ¾ Stunde lassen wir uns auf der gemütlichen Terrasse nieder und genießen den Blick über das Tal. Erster wichtiger Punkt ist für die Kinder der Bezug, die Verteilung oder einfach die Besetzung des Lagers.
Am nächsten Morgen ist auf unserer Route ursprünglich die Gruttenhütte über den Klamml eingeplant. Daraus wird jedoch nichts, weil eine akute Steinschlaggefahr den Weg nicht passierbar macht. Also geht es direkt über das Ellmauer Tor zum Stripsenjochhaus. Laut Ausschilderung etwas weniger Zeitbedarf – prima! Eine Tour mit Kindern zeichnet sich vor allem durch das Erleben der Natur und die Ignoranz der Armbanduhr aus. So wird der kleinste Bachlauf und selbstverständlich jedes Schneefeld zum Ereignis und gleichzeitig Grund für eine kleine Pause. So bewältigen wir an diesem Tag neben der Steinernen Rinne auch den Eggernsteig. Nach ca. 11 Stunden (in Worten: elf ) kommen wir ziemlich entspannt am Stripsenjochhaus an. Interessanter Weise war die Anstrengung bei den Kindern nach dem ersten Skiwasser wie verflogen. Sicherlich hat das ein oder andere anerkennende Wort der anwesenden Wanderer ein Übriges dazu beigetragen. Der Bezug des Lagers ist auch jetzt wieder wichtiger Programmpunkt und Event.
Das Ziel des nächsten Tages ist die Gruttenhütte. Der erste Teil des Weges geht durch den Wald und beinhaltet einen kurzen und deshalb wohl namenlosen Klettersteig mit einer Leiter. So inspiriert geht es weiter in ein langes und steiles Geröllfeld. Einige Zeit später haben wir es geschafft und werden mit einem viel versprechenden Blick auf die Gruttenhütte belohnt. Doch wie immer ist das so eine Sache mit dem direkten Blick: die erforderliche Zeit und die noch zu bewältigende Wegstrecke passen nicht zusammen. Direkt nach der Scharte heißt es zunächst einmal Klettersteigset und Helm anziehen. Nach der Passage eines sehr ausgesetzten Abschnitts kommt der angenehme Teil: Das Geröllfeld hinuntersurfen. Wenn die Technik sitzt, macht das richtig Laune. Jetzt wird unser Augenmerk langsam auf das kommende Gewitter gelenkt. Die Gruttenhütte kommt wider zum Vorschein und wir erreichen unser Tagesziel in trockenem Zustand. Wieder sind seit Verlassen des Stripsenjochhauses 10 schöne Stunden mit ganz vielen Pausen vergangen.
Der nächste Tag steht unter dem Motto: Aktive Pause. Heute soll es der Jubiläumsteig hin und zurück sein. Wieder haben wir Glück mit dem Wetter und die Kinder können neue Erfahrungen im Klettersteig sammeln.
Am letzten Abend kommt der Supergau der Wandertour: Gegen 20:00 Uhr zieht eine schwarze Wand mit tennisballgroßem Hagel durch das Tal und über die Gruttenhütte. Das Blechdach der Hütte wird zur überdimensionalen Trommel und der Geländewagen des Hüttenwirtes zum Versicherungsfall. Personenschäden gibt es glücklicher Weise hier keine. Es bleibt die Antwort auf die Frage, wie es wohl unseren Autos im Tal ergangen ist.
Nach dem Abstieg am nächsten Tag durch einen Wald mit vielen abgeschlagenen Ästen lautet die Bilanz: ein Auto hat einen wirtschaftlichen Totalschaden, ist aber in der Lage nach Hause zu fahren, während das zweite Auto eine neue Front- und Heckscheibe benötigt. Die Wartezeit zur Beschaffung und Montage dauert 3 außerplanmäßige Urlaubstage auf Kosten der Versicherung.
Rückblickend lässt sich feststellen, dass die beiden Tagestouren jeweils mehr als die doppelte Zeit der ausgewiesenen Ausschilderung beanspruchte. Das ist nicht schlimm, solange es den Kindern Spaß macht - und diesen hatten sie eindeutig. So freuen wir uns auf das Rätikon in 2010.