Ziel unserer diesjährigen Jugendgruppenfahrt im Sommer war das kleine Bergdorf Valbonnaise in den West-Alpen in Frankreich – etwa 40 km südöstlich gelegen von Grenoble und etwa 40 km östlich entfernt von der Region Vercors, wo wir zwei Jahre zuvor unterwegs waren.

Nach ca. 9 Stunden Fahrt erreichten wir unser Zuhause für die nächsten 11 Tage – den „Camping du Lac de Valbonnais“ - einen sehr schönen Campingplatz mit Badesee, gelegen inmitten der Berge, an dem Gebirgsfluss „La Bonne“. Unser Camp konnten wir an diesem Tag noch vor der Dunkelheit aufbauen und auf das sehr durchwachsene Wetter der nächsten Tage vorbereiten.

Am nächsten Tag regnete es dann auch – wir erkundeten den nahegelegenen Flusslauf und die Umgebung. Als Alternative zum Klettern entschieden wir uns für eine Rafting Tour mit einem Guide auf der „La Bonne“. Nach einer kurzen Einführung wie man sich auf dem Fluss verhalten sollte ging es auch schon los. Nur wenige von uns hatten bereits Erfahrung im Raften und dementsprechend chaotisch fuhren wir flussabwärts. Nach 6 km und ca. 1,5 h – gerade als wir anfingen den Fluss zu beherrschen – war der Spaß dann auch leider wieder vorbei.

Nun besserte sich das Wetter endlich und wir konnten am Nachmittag des dritten Tages an einem kleinen Felsen klettern, der zwei Ortschaften entfernt lag. Der gute griffige Fels mit schönem Ausblick lies unsere Klettererherzen an diesem Tag etwas höher schlagen.
Die nächsten drei Tage zeigte sich das Wetter von seiner besten Seite – mit hohen Temperaturen und viel Sonne – das musste gut genutzt werden.
Über einen Gebirgspass fuhren wir in das benachbarte Tal mit einem großen Stausee, gelegen an dem Fluss „Le Drac“. Von einem Parkplatz auf diesem Pass hatten wir eine beeindruckende Aussicht. Im Westen hatte man einen fantastischen Blick auf die 40 km entfernten Berge Mont Aiguille (2087 m) und Grand Veymont (2341 m) – die wir bei der Jugendgruppenfahrt zwei Jahre zuvor bezwungen hatten - und im Süden thronte der Obiou (2789 m; franz.: Grande Tête de l'Obiou), der höchste Berg der Region und unser Ziel für den nächsten Tag.

An der Staumauer „Barrage du Sautet“ des Staudamms angekommen bereiteten wir uns auf den an diesem Tag geplanten Klettersteig vor. Der Klettersteig verläuft durch die Schlucht direkt hinter der Staumauer. Zunächst windet sich der Klettersteig auf einer Seite der Schlucht durch die Felswände – bis hinunter zum Fluss – bevor er über eine Hängebrücke führt und auf der anderen Seite wieder zurück zur Staumauer verläuft. Da es für alle Jugendlichen der erste Klettersteig überhaupt war mussten sie teilweise ihre Ängste überwinden – es war zwar keine besonders schwere Kletterei, aber dafür sehr ausgesetzt – teilweise ging es senkrecht bis zu 50m in die Tiefe. Gerade an sehr warmen Tagen eine super Tour, da man in der Schlucht im Schatten klettern kann! Am Ende des Klettersteigs gab es dann noch eine Seilrutsche die über 200m bis auf die andere Seite der Schlucht führte.

Am nächsten Morgen hieß es pünktlich um 6 Uhr aufstehen, damit wir den Gipfelsturm des 2789 m hohen Obiou an diesem Tag in Angriff nehmen konnten. Nach einer recht abenteuerlichen Fahrt, die am Ende über eine 8 km lange Schotterpiste bis zum Parkplatz führte, begannen wir pünktlich um 8 Uhr mit dem Aufstieg. Um zum Gipfel zu gelangen ging es über brüchigen Fels mit leichten Kletterpassagen. Für zwei Jugendliche unserer Gruppe war das Ganze wohl etwas zu viel und sie schafften es leider nicht bis zum Gipfel. Alle anderen waren glücklich den Aufstieg geschafft zu haben und genossen die herrliche Aussicht. Am nächsten Tag waren wir alle etwas fertig und verbrachten den Tag auf dem Campingplatz – mit Baden, dem Aufbau einer Highline zwischen den Bäumen und natürlich ganz viel Essen!

Leider war das Wetter nun einige Tage lang sehr durchwachsen – mit viel Regen – und wir mussten uns anderweitig beschäftigen, beispielsweise mit dem gemeinsamen Bau eines kleinen Staudamms am Fluss, Slacklinen und noch mehr Essen! Außerdem konnten die Jugendlichen sich in diesen Tagen ihr jDAV-Abzeichen verdienen, indem sie bestimmte Aufgaben erfüllen mussten um ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Es ging darum, alle Fertigkeiten zu erlernen die man bei einer solchen Fahrt benötigt, hierzu gehörte u.a. mit Säge und Beil Feuerholz für das abendliche Lagerfeuer zu machen, Kochen für die Gruppe, Kanu fahren auf dem See oder sich mit einer Landkarte zu orientieren.

Gegen Ende der Fahrt besserte sich das Wetter nun endlich wieder und wir beschlossen einen weiteren Klettersteig zu machen. So fuhren wir über schmale Passstraßen in das höher gelegene Gebirge inmitten des Nationalparks „Écrins“. Der Klettersteig war mit 3-4 h und Schwierigkeit „schwer“ angeben. Obwohl wir mit Anfängern unterwegs waren standen wir aber schon nach ca. 1,5 h am Ausstieg und wunderten uns – die Gruppe war nun schon wesentlich selbstbewusster und angstfreier unterwegs als zuvor. Landschaftlich war dieser Klettersteig auf jeden Fall das Hightlight der Tour – entlang der Felswand einer Schlucht mit einem reisenden hellblauen Bergfluss. Leider war der Himmel noch wolkenbehangen, sodass man die Gipfel der 3000er, die uns umgaben, nicht erblicken konnte.

Am nächsten Tag sollte es eigentlich schon wieder nach Hause gehen, aber wir entschlossen uns dazu die Fahrt noch um einen Tag zu verlängern, damit wir noch einmal klettern gehen konnte. Wir bauten unser Camp ab und verstauten alles im roten Bus um an diesem Tag ins Gebirge östlich von Grenoble aufzubrechen. Dort angekommen konnten wir an kleineren Granit-Felsen klettern und noch etwas Sicherungstechniken vermitteln – wie Abseilen oder mit HMS sichern. Die letzte Nacht verbrachten wir in der Nähe dieser Kletterfelsen auf einem Rastplatz in einem kleinen Naturschutzgebiet unter freiem Himmel – das war auch noch ein kleines Abenteuer für sich – bevor wir am nächsten Morgen ausgiebig frühstückten und uns auf den beschwerlichen Nachhauseweg machten.

Vielen Dank an die beiden Jugendleiter Sophie Einsiedel und Marius Kraus die sich bei dieser Fahrt ausserordentlich engagiert haben!