Nach langem hin und her, ob das Wetter nun hält oder nicht, sind Jens, Hubert, Klaus, Anja und meine Person am Donnerstag vor dem letzten Septemberwochenende in die Schweiz aufgebrochen. Anja und ich haben uns am Nachmittag in Göschenen verabredet um schon mal auf die Salbithütte aufzusteigen. Das Wetter war mies, es regnete leicht und die Wolken klebten am Berg. Der Weg war super angelegt und von Fliegenpilzen und Blaubeeren gesäumt. Nach ca. einer Stunde steilem Anstieg kamen wir an der Reglihütte vorbei.

Nach einer weiteren viertel Stunde haben wir die letzten Bäume hinter uns gelassen und der Weg wurde weniger steil. Oben am Hang sah man schon ab und an die Schweizer Fahne der Salbithütte zwischen den Wolken. Nach ca. zwei Stunden zügigem Gehen standen wir tropfnass vor der Hütte. Wie wir auf einem Zettel in der Stube erfahren haben war der Hüttenwirt noch unterwegs und ähnlich wie auf der Engelhornhütte im letzten Jahr, waren wir auch diesmal, zumindest für diesen Tag, die einzigen Gäste. Jens, Hubert und Klaus verbrachten die Nacht zum Freitag auf dem Parkplatz im Tal und kamen kurz nach dem Frühstück auf der Hütte an. Die Sicht war immer noch bescheiden, aber es regnete nicht. Nachdem der Hüttenwart meinte, es würde bestimmt noch aufklaren, gab es kein Halten mehr.

Klaus und Anja wollten in den nahe gelegenen Klettergarten. Jens war eher für was „gescheites“ und so entschieden wir uns für eine „leichtere“ Tour am parallelen Ostgrat vom Salbit Schijen. Zu dritt ging es dann bei wenig bis keiner Sicht Richtung Berg. Nachdem wir ca. eine dreiviertel Stunde steil bergauf gegangen waren und sich außer Geröll und wild umher liegenden Felsbrocken nichts finden ließ, entschieden wir uns die letzte Andeutung von Trampelpfad zu verlassen und uns quer in die vermeintliche Richtung zum Einstieg durchzukämpfen. Nach einigem hin und her standen wir nach einer weiteren viertel St. vor unserer Tour „Morgäsunnä“. Der Nebel lichtete sich und man konnte auch bisweilen etwas weiter sehen. In Erwartung eines sonnigen Gipfels stieg Jens in die Tour ein. Obwohl zu dritt, kamen wir gut vorwärts. Trotz des Nebels und des Regens am Vortag war der Fels erstaunlich trocken. Im schönsten Granit durch Platten, Risse und Schuppen ging es meist am Grat entlang nach oben. Zwischendurch dachte ich noch, es sei vielleicht sogar besser nichts zu Sehen als irgendwelche wild klaffenden Abgründe! Nach der 5. Seillänge und wieder dichter werdendem Nebel war dann klar, wir steigen aus. Nach kurzen Orientierungsproblemen fanden wir dann eine Abseilgelegenheit in die Rinne des Normalweges. Weiter unten sahen wir dann, dass sich das Wetter wirklich gebessert hatte, die Hütte lag in der Sonne. Nur der Salbit Schijen war von dicken Wolken umgeben.

Für Freitag war das Programm klar. Da das Wetter besser werden sollte, wollten wir den Südgrat in Angriff nehmen. Der „Südgrat“ zählt sicherlich zu den schönsten Gratanstiegen in den Schweizer Alpen. Lang, homogen in der Schwierigkeit, mit sehr ausgesetzten und rassigen Kletterstellen, die beeindrucken und Respekt abnötigen ( 15 Seillängen, V+ oblig.) Nach einem kurzen Frühstück, ging es mit dem ersten Licht Richtung Südgrat. Das Wetter war ein wenig besser, aber es war immer noch nebelig und vor allem ziemlich kalt. Wir frotzelten noch, ob wir die Stirnlampen verkehrt herum aufsetzen sollten, damit wir uns nicht verlieren. Nach 1,5 Stunden zügigem Laufen wähnten wir uns am Einstiegscouloir. Durch die schlechte Sicht und die Tatsache, dass sich ein kleiner Bach durch die Rinne schlängelte waren wir uns aber nicht sicher. Nach 10 Minuten sahen wir den markanten Klemmblock und die Kette und nach weiteren 10 Minuten standen wir am Beginn des Südgrates. Die Sicht war immer noch schlecht und obwohl ich alles an hatte, was der Rucksack hergab, konnte ich nicht lange stehen, ohne dass es kalt wurde. Eine weitere Seilschaft hatte auch schon aufgeschlossen, so dass wir zügig in die Tour einstiegen. Jens, Hubert und ich als Dreierseilschaft mit bewährter Technik, gefolgt von Klaus und Anja. Die ersten Seillängen liefen erstaunlich gut. Wenn der Nebel die Sicht freigab konnte man auf den eindrücklichen Westgrat blicken, dann fegte der Nebel wieder den Grat herauf und bildete bizarre Formationen. Wir hofften, dass es noch aufklaren würde.Nach der 5. Seillänge erreichten wir den ersten Vorgipfel und standen auf dem Zahn. Hier war eine der wenigen Gelegenheiten in die Scharte abzuseilen und den Südgrat zu verlassen. Wir warteten auf Anja und Klaus, um zu entscheiden, ob wir weitergehen. Mittlerweile überholten uns noch weitere Seilschaften, seilten ein kurzes Stück in die Scharte ab und kletterten auf dem schmalen Grat weiter Richtung Zwillingsturm. Durch das Warten wurde es bitterkalt und als Klaus und Anja aufschlossen, stand schnell fest, wir seilen ab. Das Wetter wurde eher schlechter als besser, wir hatten schon viel Zeit verloren und es wären noch 10 Seillängen bis zum Zwillingsturm und dann noch der Gipfelaufbau. Als wir nach 5 Seillängen ziemlich durchgefroren wieder am Fuß des Salbit ankamen, waren wir uns sicher, es war die richtige Entscheidung und freuten uns schon auf einen „Latte“ und ein Stück „Rüpli“ auf der Hütte.

Freitagabend war es gerammelt voll. Die Hütte hat 50 Schlafplätze und war mit 63 Leuten „gut“ ausgebucht. Das Wetter brachte am Samstag Sonne satt und fast alle wollten auf den Südgrat. Für uns stand fest, da stellen wir uns nicht mit an!! Klaus, Anja und ich machten bei schönstem Wetter den parallelen Ostgrat mit anschließendem Aufstieg zum Gipfel des Salbitschijen. Jens und Hubert stiegen in eine Sportkletter -Tour am Zwillingsturm ein. Sehr zufrieden und mit langen Fingern und noch längeren Beinen saßen wir am späten Nachmittag wieder auf der Terrasse der Salbithütte und genossen die letzten Sonnenstrahlen.

Hubert, Anja, Mirko, Klaus und Jens (v.Li.)