Traumpfad – oder wo geht es nach Venedig? Eine Idee, Gedanken reifen, ein langer Traum wird Wirklichkeit. Gut vorbereitet und geleitet von Willibert Acker. Eine Gruppe des DAV Worms machte sich auf, den Traumpfad von München nach Venedig zu begehen.

In 2 vierzehntägigen Etappen soll das ganze bewältigt werden. 2005 von München bis Brixen Mit dem Zug fuhren wir nach München, dem Ausgangspunkt der ersten Etappe. Schon am Bahnhof wurden wir mit Regen empfangen. Mit einem Bayerischen Frühstück (Weißwürste, Brezeln und einem Weißbier) begann das Abenteuer. Erst das obligatorische Foto auf dem Marienplatz, anschließend ging es durch das Isartor an dem Deutschen Museum vorbei zur Isar. Leicht belächelt (warum fahrts ihr nicht mit der S-Bahn) geht es voran. Regenjacke an, Regenjacke aus. Bald verschwinden die Häuser, Gerüche und Geräusche der Großstadt, Ruhe kehrt ein. Wir durchstreiften die herrliche Landschaft der Isar Auen. Sommerblumen, Farne und Gräser wechseln sich ab mit Sträuchern und Bäumen. Allmählich rücken die Berge der Voralpen näher und lassen die Wege für die nächsten Tage erkennen. Der Sommer kehrt mit Macht zurück und die Natur hat uns gefangen. Schon beim ersten Aufstieg zum Brauneck werden wieder alle Sinne für die Berge geweckt. Saftig, duftende Wiesen, der Geruch von frischem Heu gewürzt mit den melodischen Klängen der Kuhglocken. Der erste Kaiserschmarren auf der Hütte; wir sind wieder da! Abends bei einem Glaserl Rotem auf der Terrasse der Hütte - der Sonnenuntergang –Buah- die Berge brennen und die Stille, man hört die Sonne hinter den Berg fallen.

Majestätisch liegt das Karwendelgebirge vor uns. In geschützten Ecken liegt noch Schnee. Unten im Tal läuten die Glocken und weisen uns den Weg. Überall pfeifen die Murmeltiere und plötzlich -Auge in Auge- 20 Meter vor uns steht eine prächtige Gams. Mir scheint sie lacht uns aus, denn der Foto ist im Rucksack. Adieu Isar- vorbei an den Quellen steigen wir über die Kastenalm zum Hallerangerhaus auf. Die Hütte scheint zum greifen nah und doch noch über eine Std. entfernt. Zur Belohnung gibt es ein tolles Weizenbier und einen super Sonnenuntergang. Das Leben ist schön.

Wir laufen und laufen und laufen, gestern 1600 m Abstieg, heute 1490 m Aufstieg, nur begleitet von rauschenden Wildbächen und dem rhythmischen Geräusch der Wanderstöcke geht es durch das Inntal. Schnell wird noch die Wäsche gewaschen, denn der Wetterbericht verheißt nichts Gutes. Ein Wettersturz mit Gewitter wird angekündigt. Rechtzeitig ereichten wir die Lizumer Hütte. Mit „Hallo“ werden wir von bereits eingetroffen Venedigern begrüßt. Bei einer guten Tasse heißer Schokolade und einem Stück warmen Apfelstrudel und Schlagoberst werden mögliche Routen besprochen und Erfahrungen ausgetauscht. Aus der warmen Stube können wir mit ansehen, wie die Berge langsam mit Schnee überzogen werden. Beeindruckend ist die Welle der Gleichgesinnten die in Richtung Venedig schwappt. Abends trudeln sie wieder auf den Hütten ein. Manche bleiben nur wenige Tage, andere gehen mit uns, werden zu Freunden. Es hat sich eine tolle Gruppe gefunden. Der Schneefall war doch nicht so stark und wir können am nächsten Morgen weitergehen.

Dicke Nebelschwaden machen die Tuxer Berge unkenntlich, man fühlt sich so klein. Kurz nachdem wir das schützende Haus verlassen haben, begann es zu schneien. Wir sehen aus wie kleine Schneemänner. Der Kachelofen im Spannagelhaus wird mit unseren nassen Sachen dekoriert. Auf der Hütte sind wir fast alleine. Noch am Abend erblickte ein Schneemann das Licht der Welt. Doch das herannahende Hoch 2 Tage später, ließ im keine Lebenschance. Es schneite in der Nacht und wir sind gezwungen unser Lager im Spannagelhaus für einen weiteren Tag zu nutzen. Ein tolles Frühstück verschönt uns den Aufenthalt. Die geplante Route zu gehen war unmöglich. 40 cm Neuschnee auf dem Gletscher und in den Nebelschwaden ist kein Weg zu sehen. Direkt unter der Hütte ist der Einstieg zum Naturdenkmal „Spannagel-Höhle“. Nach der Einkleidung (Helm und Schutzmantel) erhält unsere kleine Gruppe eine Sonderführung. Gewaltig was Wasser alles formen kann. Doch kein verlorener Tag!

Ausgeruht geht es weiter, tief durchatmen in der klaren Luft, wir verlassen den Gletscher und suchen einen anderen Weg. Lustig sehen die Berge aus mit ihren weißen Schneekappen.Es geht am Schlegeisspeicher vorbei nach Italien. Keine Pässe vorzeigen, kein anders Geld, Europa hat sich gut entwickelt. Das erste aahhh am Morgen, die Sonne geht auf. Wieder so ein gigantischer Aufstieg, im Tal liegt noch Nebel, wir haben es geschafft. Eine phantastische Aussicht entschädigt uns für die Strapazen. Beim Abstieg fallen wir bei einem Senn ein. Milch direkt aus der „Fabrik“ gibt uns neue Kräfte. Plötzlich stehen sie vor uns, die ersten Berge der Dolomiten, die Geisler Spitzen, zum greifen nah. In der Ferne kann man die Berge der Langkofelgruppe und den Schlern erkennen. Ich steige auf den Stuhl vor der Hütte, doch Venedig ist immer noch nicht zu sehen.

Schade- ein Jahr ist lang bis es weitergeht auf dem „Traumpfad“ nach Venedig. Ich freue mich auf die Dolomiten mit ihren tollen Bergen, den grandiosen Sonnenuntergängen, sowie die Küche Italiens und den guten Wein. Wir steigen ab und unser Zug fährt gerade in den Bahnhof ein. Wir trauen uns nicht die Schuhe auch nur etwas zu lockern. Der Schweiß der Berge ist in ihnen gefangen.

Ein tolles Erlebnis und vielen Dank an Willibert für die traumhafte Tour.