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Aktueller Kalender aller geplanten Wanderungen, Vorträge und Reisen.

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Da fährt man jahrelang auf der B 9 am Seegraben vorbei und erkennt nicht, was da von engagierten Naturschützern renaturiert wird. Eine Exkursion um den Neuen Seegraben, den uns Dieter Arnold vorstellte und unser aller Horizont hatte sich erweitert! Als Halbtagswanderung am 16. April 2011, 34 Mitwanderer waren pünktlich wie immer am Wormatia-Stadion. Nach wenigen Minuten Fahrt kamen wir am Parkplatz vor dem Naturschutzgebiet an.

Die einweisenden Worte über die Entstehung und Prägung der Altrheinrinne, in die jetzt der neue Seegrabenverlauf eingebettet ist und seiner neuen Eigenentwicklung überlassen wird zeigen eine lange geomorphologische als auch eine gewässermorphologische Entwicklung auf, die bis zu 8 Millionen Jahre zurückreicht. Dieter Arnold schilderte den Übergang zur Eiszeit, die vor 2,6 Millionen Jahren begann und die bis heute durch die Ablagerungen in unserer Rheinniederung an Ton, Schluff, Kies, Sand, Geröll und humosen, braunen bis schwarzgrauen Deckschichten bezeugt wird.

Was ist denn das?

Mit großem Interesse nahmen die Teilnehmer zur Kenntnis, dass der Seebach ursprünglich zwischen dem alten Mäander und der jetzigen B9 verlief. Erst durch den Generalkulturplan von 1936, der großräumig das Rheinknie entwässern sollte, entstand der geradlinige Seegrabenkanal nach Eich.


Durch periodisch auftretende Hochwässer im Oberrheingraben fielen die Ackerflächen im Verlauf des alten Mäandersystems zeitgleich unter Wasser, was letztlich die Landwirte dazu bewegte die benässten Bereiche aufzugeben und eine Ackerzweitbereinigung anzustreben.

Zum ersten Mal in Worms war ein „Agenda-Prozess“ notwendig, der die Interessen der Landwirtschaft in Rheindürkheim, der Landesregierung, der Stadtverwaltung Worms, des Kulturamtes und der Naturschutzverbände zusammenführte um gemeinsam die anstehenden Ziele zur vereinfachten Flurbereinigung und zur Seegrabenrenaturierung zu formulieren.

Im Verlauf von vier Jahren (2001 bis 2005) war der Prozess abgeschlossen und die Ziele der Ackerzweitbereinigung als auch die Ziele für das neue Gesicht des Seegrabens wurden umgesetzt.

Für den Seegraben standen jetzt 48 Hektar Auenfläche zur Verfügung mit einer Gesamtlänge von 2,5 km und einer Breite von 190 m.


Natur pur

 

Nach einer halben Stunde gemächlicher Wanderung kamen wir an den vom NABU errichteten Beobachtungspunkt, eine kleine Hütte.

Die NABU - Hütte

Hier konnte man einen Blick durchs Fernglas, das von Franz-Otto Brauner (Landschaftsplaner) aufgestellt wurde, auf ganz junge Graugänse werfen. Franz-Otto Brauner schilderte die Hintergründe der Planung für den neuen Seegraben und spannte den Bogen über die Erhaltung und Entwicklung von Schilfröhricht, vom Bau der Freiflächen für Regenwasser bis hin zu Großseggen und Feuchtgrünlandkomplexen, ergänzt um magere Wiesen und Weiden. Entstanden ist letztlich ein perfekter „Offenlandbiotopkomplex“, der die Bedingungen der früheren Auskolkung und Auflandung annähernd wiederherstellt.

Erklärung von Franz-Otto Brauner

In dem umzäumten Gelände leben Galloway-Rinder, die für die Wiesenpflege zuständig sind. Sie trotzen allen Wetterbedingungen, lieben aber eher die Kühle als die Hitze. Deshalb wurden Hecken neben einem kleinen Bächlein gepflanzt. Jetzt liegen die Tiere bei Hitze im Schatten, den Bauch im Wasser und kühlen sich ab. Übrigens, einen Tierarzt kennen diese Tiere nicht. Sie bringen ihre jungen Kälber auch ohne Tierarzt zur Welt.

Keine Bisons, aber Indianer!

Nachdem wir uns mit Brezeln und Kaffee für den weiteren Weg gestärkt hatten ging es weiter.

Vorbei an verschiedenen Furten, mit denen der Wasserlauf reguliert werden kann, sah man unterwegs Kiebitze, Reiher, Gänse, Krickenten, Watvögel, Störche und sehr viele weitere Vögel, die man als Laie nicht erkennen kann. Über 150 verschiedene Vogelarten wurden in diesem Gebiet gezählt. Ornithologen aus ganz Deutschland kommen zur Beobachtung hierher.

Gänse, erkannt?

Baumriese


Auf dem Weg zurück kamen wir in der Nähe des Hofgutes vorbei. Hier wurden wir gefragt, nachdem wir uns die Äcker angesehen hatten, warum die so wellenartig und uneben aussehen? Ratlosigkeit bei den Teilnehmern der Exkursion.

Man sieht links einen kleinen Bach, die Ackerfurchen führen im rechten Winkel nach rechts, leicht bergauf. Am nächsten Weg wiederholt sich das Ganze weiter nach rechts.

Die Erklärung: schon im Mittelalter wurde hier „gezackert“, immer vom Wasser weg, mit dem Erfolg, dass sich im Laufe von Jahrhunderten ein so genannter „Ackerberg“ gebildet hat.

Eine sehr schöne, lehrreiche Wanderung. Der Abschluss beim „Dubs“ in Rheindürkheim war gelungen.

Dieter, herzlichen Dank für die Führung und deine ausführlichen, fachlichen Ergänzungen in diesem Bericht. Wir alle glauben, dass nächstes Mal sicherlich noch mehr Teilnehmer mitwandern werden.

Wir freuen uns schon jetzt auf deine nächste Exkursion!