Endlich da. Weit war die Anreise an das „Ende der Welt“. Aber der Blick auf den Rosengarten und den herrlich schimmernden Kararsee entschädigten uns einwenig. Alleghe, wir sind wieder da. Der Blick auf die Civetta --gewaltig die 1000 m hohe Westwand -- zwei Tage war sie unser Begleiter und mit ihren tollen Felsformationen zog sie uns immer wieder in den Bann. Über die Coldai-Hütte und den Lago di Coldai näherten wir uns dem Refugio Tissi.

Die Hütte war voll belegt. Ich glaube ganz Italien übernachtete hier. Herrlich der Blick zurück auf Alleghe. Im Rifugio Vazzoler hatten wir eine schöne Unterkunft und konnten sogar unter die Dusche hüpfen. Dieter sah beim nächtlichen Austritt eine Ratte. Haben Wanderratten auch einen Rucksack dabei? Die Hütte liegt wunderschön, umgeben von gigantischen Felstürmen. Ein Paradies für Kletterer. Zwei Jochanstiege, die sehr steil sind. kosteten uns viel Schweiß. Man merkt auch, dass wir weiter nach Süden kommen, es wurde wärmer. Die Felsbrocken im Geröll wurden immer größer. Ganze Schichten hängen frei und warten auf den Absturz. Eine Geröllhalde erweckt heimatliche Gefühle. Die Platten klapperten wie in der Wormser Fußgängerzone im Frühjahr. Im Rifugio San Sebastiano wurden wir freundlich empfangen. Eine gemütliche Hütte. Ich duschte mit meinen Klamotten, endlich Zeit zum Wäsche waschen. Leichter Nebel umhüllte die Berge. Heute ging es 1300m? und 1500m?. Mittagspause im Windschatten, kalt bläst der Wind auf dem Cime di Citta. Von oben sah die Hütte Pian de Fontana zum greifen nah aus. Doch mehr als 2 Stunden Abstieg durch Geröllfelder, zum Teil sehr steil, benötigten wir bis zum schön gelegenen Rifugio. Regen in der Nacht machte die Überquerung der Schiara unmöglich. Also ab nach Beluno. Ein SMS aus dem Basislager „ Achtung! Schneefallgrenze sinkt auf 1000 m.“ Wir lachen darüber. Beluno im strahlenden Sonnenschein. Eine schöne Stadt, aber wir hatten zuwenig Zeit die Schönheiten zu erforschen. Die Mannschaft übt sich in Italienisch „Due Capuccini und una Birra grande, es klappte. Weiter ging’s auf dem Kamm des Nevegal, rechts der Blick auf Beluno und die umliegenden Berge der Marmolada und Civetta. Und links die Ebene bis Venedig und Triest. Eine Nacht im Rifugio 5° Art. Alpina, ein Erlebnis der besonderer Art. Die Hütte ein kaltes, feuchtes Museum und vor der Tür „Guck e mol do steht jo e Gaasböckelche“ Bedenken, die letzten Fetzen der dunklen Wolken könnten doch noch Schnee bringen, verflogen im nu. Saukalt war’s, aber dafür hatten wir eine grandiose Sicht. Auf der einen Seite das funkelte Beluno im Abendlicht und auf der anderen Seite ein Lichtermeer bis nach Venedig.

Am nächsten Morgen konnten wir durch das Fernrohr den Markusdom und den Campanile in 75 km Entfernung sehen. Es sah gar nicht mehr soweit aus. Mittagspause, ich saß an einem großen Haufen frischem Heu, die Sonne wärmte meinen Körper und der Blick schweifte übers Tal und zeigte uns unsern Weg für den nächsten Tag. Eigentlich wollte ich gar nicht mehr weiter. Der Abstieg tat weh, wir tanzten zwischen Geröll und quer liegenden Wurzeln, meine Füße glühten. Heute Morgen noch Eis auf den Pfützen und zur Entschädigung durften wir am Abend im Pool baden. Der letzte Abstieg. Das Klima verändert sich bei jedem Schritt. Wir wanderten durch die wunderschöne Landschaft des Trentino entlang der Strada del Prosecco. Obstbäume mit reifen Früchten, süße Trauben, Granatäpfel und saftige Feigen wachsen im Schutz der Berge. Eine Landschaft wie in der Toskana und es duftet nach frisch gemähten Wiesen, wildem Thymian, Lorbeer und und und. Hundegebell in jedem Haus und alle bellten um die Wette. Überall Warnschilder „Attenti al Cane“ Hoffentlich ist kein Loch im Zaun.

Am Campingplatz sind die Fahnen aufgezogen, aber ich glaube nicht wegen uns. Für 3 Tage hatten wir einen kleinen Bungalow gemietet. Wer wollte konnte sich erholen, am Strand schlendern und im warmen Meer baden oder nach Venedig fahren und in den Rummel stürzen. Es ist Tradition die treuen Wegbegleiter (Socken) im Canale Grande zu versenken. Aber wir lassen es, das Ökosystem der Lagune wäre für Jahre geschädigt. Gewaltig die Kulisse, das Sprachengewirr und die Masse der Tauben auf dem Markusplatz. Nach dem Obligatorischen Foto zogen wir durch die schmalen Gassen der Lagunenstadt. Schauten von der Rialtobrücke dem Treiben zu und genossen das Glas Prosecco am Canale Grande. Der Dogenpalast, der Markusdom und der Blick vom Campanile. Die Glasbläserinsel Murano und die verträumten Winkel und Farbenpracht von Burano. Venedig hat uns alle gefangen. Der Bummel am Abend zeigte die Stadt von einer anderen Seite. Die Turis waren weg und alles in dezentes Licht getaucht. Geigenklänge hallten über den Markusplatz und das Eis schmeckte sooo guut. Es ist einfach schee – mit dem Schiff im Sonnenaufgang nach Venedig zu fahren. Der große Markusplatz war Menschenleer. Die Gondeln wiegten sich im Rhythmus der Wellen. Sogar die Tauben schliefen noch. Zeit und Licht zum fotografieren. Worms und zuhause liegt wo? Ich will noch nicht heim, heute soll es 30° warm werden.

Ein Taxi brachte uns zum Flughafen wir sahen noch einmal die Berge aus 10000 Meter Höhe. 80 Minuten später waren wir am Flughafen Hahn. Es ist kalt und wir frieren. Es war ein tolles Team, eine schöne Zeit und eine Spitze Vorbereitung. Was ihr wollt nach Venedig laufen ihr seid`s Verrückt. So hieß es in München 2005 und fast 500 km und ca. 20000 Höhenmeter später es war spitze, die schönen Erlebnisse und Begegnungen, die herrlichen Berge, Almen und Landschaften. Ich wollte keinen Abschnitt missen. Vergessen die müden Füße und das auf und ab in den Bergen.

Es ist ein Traumpfad und Williberts Traum hat uns alle begeistert. Danke