Eines vorab: Die Tour zur Watzmann Südspitze war durch die Ostwand über den Berchtesgadener Weg geplant – leider ließ sich dies nicht wie gewollt durchführen. Doch die Überschreitung der drei Watzmanngipfel gehört mit Sicherheit auch zu den großen Alpentouren! Es ist ein luftiger Gang zwischen zwei Welten – ostseitig glitzert 2100 Meter weiter unten der blau-grüne Königsee und westseitig blickten wir ins schuttgefüllte Wimbachtal und auf den Kamm von Hochkalter und Blaueisspitze, wo wir uns noch am Tag zuvor rumgetrieben hatten.

 

Aber der Reihe nach: Ein Winterbruch in den Alpen mit allerhand Schnee am Wochenende zuvor veranlasste uns dazu den ursprünglichen Plan umzudrehen und am Donnerstag statt zum Watzmannhaus zuerst zur Blaueishütte zu gehen. Laut Hüttenwirt seien dort die Kletterrouten am Hochkalter (2607m) und an der Schärtenspitze (2153m) schneefrei. Weiteres dingendes Argument für die Blaueishütte: Die superleckere Verpflegung (riesige Kuchenstücke!) und sehr nette Wirtsleute. Nach dem zweistündigen Aufstieg vom Hintersee zur Hütte konnten wir am Abend noch was zum Eingewöhnen klettern und anschließend die gute Küche genießen. Die Blaueishütte (1651m) ist ein ideales Refugium für Kletterer im Hochkaltergebiet! Es sind kurze Wege zu den Klettergärten, es liegen zum Bouldern viele Blöcke herum und die Mehrseillängenrouten sind bestens beschrieben. Neben der Einsteigertour „Auf die Schnelle“, „Logic Line“ und „Brandenstein Nordostwand“ an der Schärtenspitze kletterten wir noch die „Eisbärtour“ am Rotpalfen (2367m). Reichlich Seillängen – reichlich Genuss! Bei strahlendem Sonnenschein sahen wir den Eisbären vor seiner Höhle!

Und bei strahlendem Sonnenschein sind wir nach zwei herrlichen Klettertagen an der Blaueishütte rüber auf das Watzmannhaus gewechselt. Die Überschreitung der drei Spitzen starteten wir klassisch an der Wimbachbrücke (620m). Die Seile und alles andere Kletterzeug brachten wir zurück ins Auto. Der Aufstieg dann zum Watzmannhaus (1930m) ist eine lange Angelegenheit, doch nötig, damit die Tour für einen Tag nicht zu lange wird. Der Start am Sonntagmorgen kurz vor sieben Uhr wurde von einem traumhaften Sonnenaufgang begleitet: Auf deutlich markiertem Steig sind wir vom Watzmannhaus zum ersten Gipfel, dem Hocheck (2651m) gestiegen. Dort an der Unterstandshütte haben wir unsere Gurte angelegt, damit wir bei teils vereisten Stellen uns an vorhandenen Drahtseilen nach Bedarf sichern konnten. Der Weg auf dem Grat zur Mittelspitze hat es in sich: Steigen am schmalen Grat, zwar nicht besonders schwierig, doch andauernd ausgesetzt und nicht durchgehend mit Drahtseilen gesichert. Teils sind Platten und kleinere Zacken oder Gratköpfe zu überklettern. Die Watzmann-Mittelspitze (2713m) mit Gipfelkreuz ist nur ein Zwischenziel, und der Weiterweg zur Südspitze verläuft anfangs überwiegend abwärts, dann ansteigend und wiederum sehr luftig auf der Gratschneide zur Watzmann-Südspitze (2712m). Unterwegs erhielten wir prächtigen Einblick in die Ostwand bis runter zur Eiskapelle. Die Gipfelrast auf der Südspitze fiel bei dem beständig schönen Wetter recht lange aus - geniales Panorama bei grandioser Fernsicht! Der anschließende Abstieg war heikel und lange. Steigspuren leiteten uns über Schutthänge und Geröllfelder sowie Grasflecken und durch Rinnen ins Wimbachtal, wo wir nach drei Stunden ersteinmal in der Wimbachgrieshütte (1327) unseren Flüssigkeitsbedarf mit einem obligatorischen Radlermaß befriedigten. Flott ging es dann weiter durch das beeindruckende Wimbachgries zurück zum Parkplatz. Den Abstecher durch die Wimbachklamm ließen wir sein, um möglichst schnell zum Auto zu kommen.

Fazit von uns dreien: Tolle Gratkletterei bei idealen Bedingungen – mit der entsprechenden Kondition ein Genuss! Andreas (Bilder), Matthias (Bilder), Lothar (Orga, Bilder, Tourbericht)