2012 Zypern

Wenn die Urur…enkel der Nibelungen sich der irdischen Heimat der Aphrodite nähern, kann dies zu einem mehrdimensionalen Erlebnis werden. Denn wer seine landeskundlichen Interessen gern mit historischen oder gar mythischen Ereignissen verknüpft, kommt hier voll auf seine Kosten. So hat das manch einer der 19 Angehörigen des DAV Worms beim Aufenthalt vom 24.04. bis 07.05.2012 wahrgenommen. Der südwestliche Teil Zyperns, insbesondere unser Stützpunkt Pafos, mit seinen reichen Kulturschätzen (Aphroditeheiligtum, Königsgräber, römische Wohnhäuser mit Mosaiken, Fabrica-Hügel mit Digenisfels, Chrysopolitissa-Basilika mit Paulussäule, Agia-Solomoni-Katakomben….) gibt jedem besonders Interessierten die Möglichkeit zu mehrfachem Genuss.

 

Nach einem Eingewöhnungstag begann am Mittwoch unter der Regie von Zoltan und verstärkt durch 5 externe Krauland-Wandergäste unser Programm mit der Wanderung nach Panó Panágia, dem Geburtsort des ersten Präsidenten der Republik Zypern. Noch beeindruckt von grandiosen Ausblicken auf den Evretou-Stausee bis zur Akamas-Halbinsel von der kleinen Wallfahrtskirche auf dem 1162 m hohen Profitis Ilias aus, begrüßte uns am Ortsrand eine typische Scheunendachkirche. Nach Makarios-Geburtshaus und –Gedenkstätte reichte die Zeit noch für einen Abstecher ins nahe gelegene Wallfahrtskloster Chryssorogiatissa mit der vom Evangelisten Lukas gemalten Muttergottes-Ikone.

Kaum hatten wir am Donnerstag den Stadtbezirk von Pafos verlassen, machten wir im Vorort Geroskipou am ältesten Kreuzkuppelkirchlein der Insel Halt und bestaunten den reichen Schatz an Fresken aus dem 10.-16. Jahrhundert. Am Aphrodite-Heiligtum in Kouklia vorbei, gelangten wir zum Aphrodite-Felsen Petra tou Römiou, dem mythischen Geburtsort der Göttin der Schönheit. In Sichtweite dieses Felsen bogen wir ein in den Küstenweg hinauf nach Pissouri. Am Fuße bizarrer weißer Kalkfelsen und entlang an sommertrockenen Canyons genossen wir die tiefe Ruhe und den grandiosen Blick über die naturbelassene Steilküste.

Freitag nahmen wir Kurs auf das Troodos-Gebirge, die grüne Lunge Zyperns. An den Südhängen des Olympos (1951 m) bei Omodos, wo eine Stippvisite uns das von Landwirtschaft und Weinbau geprägte und vom Tourismus gezeichnete dörfliche Leben näher brachte, reifen Mandeln, Kirschen, Äpfel und „Commandaria“(Wein), das einzige markengeschützte Ausfuhrgut des Landes. Nahe des Nobelortes Páno Plátres windet sich der „Kaledonian Nature Trail“, ein schmaler, steil aufwärts führender Pfad entlang des Bachlaufs des Krýos Potamós. Prachtexemplare von Erdbeer-, Maulbeerbäumen, Myrten, Kalabrischen Kiefern, Schwarzkiefern und Zypernzedern bestimmten hier das Landschaftsbild. Fangfrische Forellen im Schatten alter Platanen ließen in der Waldtaverne „Psilo Dendro“ alle Anstrengungen vergessen und hoben den Stimmungspegel beträchtlich.

Am Samstag steuerte unser Bus in Richtung Nordwestküste zum Dorf Ineia unterhalb des Lara-Bergs. Auf unserem Pfad entlang der Avakas-Schlucht, deren wilde Schönheit von sicheren Aussichtspunkten aus nur erahnt werden konnte, streifte unser Blick über die Lara-Bay, wo die geschützten Meeresschildkröten ihre Eier ablegen. Wilde Gladiolen und rosa Cistrosen erfreuten die Sinne, während massenhaft herumliegende Schrothülsen auf illegale Singvogeljagd verweisend die Stimmung trübten, bis das vorzügliche Mezé im „Sunset-Restaurant in Agiou Georgiou die Sinne in Beschlag nahm.

Am Sonntag war der Akamas-Nationalpark im Nordwesten der Insel bei Lakki unser letztes „Kraulandziel“. Nach ca. zwei Wanderstunden auf dem Adonispfad erreichten wir bei Pýrgos tis Rigenas die Ruinen eines ehemaligen Aphroditeheiligtums. Nach einer Trinkpause unter dem knorrigen Goldeichenmethusalem bogen wir in den Aphroditepfad ein bis zum Gipfel des Moútti tis Sotiras. Auf knieverschleißendem Serpentinenweg abwärts mit unvergesslichen Panoramablicken über die Nordküste von Zypern erreichten wir das Bad der Aphrodite. Betäubt vom süffigen Hausrotwein und verklärt von Edmunds Hornklängen und den treffenden Reimen unseres wortgewaltigen Musenkönigs Rainer vergaß die Truppe bei Sirtaki-Klängen in der „Yiannis-Tavern“ in Kathikas endgültig den Kilometerstand in den Beinen und die 5 Wandergäste ihren Abschiedsschmerz. Sie hatten sich nicht zuletzt dank Willis natürlichem Charme bei uns pudelwohl gefühlt.

Am Montag – von der Wanderlust befreit – genossen wir erstmals so richtig das reichhaltige Angebot unseres Hotels. Seine Wohlfühlatmosphäre mäßigte den Exkursionstrieb der 2. Woche deutlich.

Dennoch zog es uns am Dienstag auf eigene Faust noch einmal ins Troodos-Gebirge – diesmal an die Ostabhänge des Olympos. Dort erschloss uns ein vorbildlich angelegter Wanderlehrpfad neue Facetten der eigentümlichen Gebirgslandschaft. Unser Rundweg führte auf einer Höhe von 1330-1610 m durch die Landschaft Madari, flankiert von den hübsch herausgeputzten Bergdörfern Kyperounta, Agros und Chandria mit ihren Wasserspeichern. Faszinierende Rundblicke entschädigten für alle Strapazen des Tages.

Mittwoch, Donnerstag und Freitag der zweiten Woche standen zur freien Verfügung. So tauchten die Genießer ins Strandleben an Pool, Meer und Bar ein. Die Wissensdurstigen strömten mit dem 3-€-Bustagesticket trotz Sprachhandicap und Linksverkehr in alle Himmelsrichtungen, um sich möglichst viele der zahlreichen Sehenswürdigkeiten der antiken Hauptstadt einzuverleiben. Die besonders Sportiven um Jochen und Peter eroberten die Avakas- Schlucht diesmal von unten…..

Der Besuch der geteilten Hauptstadt Nikosia am Samstag erinnerte an eine selbst durchlebte bedrückende Realität. Der Erzbischöfliche Palast mit dem alten Gymnasium und dem Agios-Ioannis-Kirchlein nebenan beeindruckten und zeugten von einem gewissen Wohlstand, von dem der türkisch regierte Norden noch weit entfernt ist. Quirlig, bunt, deutlich ärmer und von spürbar orientalischem Hauch ist das Leben im Umkreis der Selimiye-Moschee – einst größter gotischer Sakralbau der französischen Könige und wenige Schritte davon entfernt die 1572 von den Türken erbaute Karawanserei - heute Ausstellungsfläche für Kunsthandwerk, Galerien und Cafés.

Nachdem die allerletzten Aktivitäten ihr Ende gefunden hatten, waren am Sonntag Kofferpacken und Abschlussabend im hoteleigenen Raum angesagt. Bei Commandaria, Gesang und Rainers wohlgereimten Gedichten wurde jedem im Innersten bewusst, wie großzügig die Götter in den zurückliegenden Tagen ihr Füllhorn über uns ausgeschüttet hatten: Gruppe, Betreuung, Hotel, Landschaft, Archäologie und Wetter waren vom Feinsten und werden aufgrund ihrer Intensität noch lange in uns nachwirken. Unseren irdischen Göttern Waltraud, Willi und Edda sei herzlichst gedankt für beste Organisation und umsichtige Betreuung.