Die Neugierde auf das Kommende und der nahende Winter machten uns den Abschied von der Heimat leicht. Es ging nach Kairo, genannt "die Stadt der Tausend Moscheen". Atemberaubend die Kulisse von Kairo, „Atem-raubend“ dagegen der Verkehr. Es geschah im ersten Jahr der zweiten Regentschaft unter Kanzlerin Merkel und ihres gelben Prinzen, der unser Land nach außen vertreten sollte, als eine kleine Gruppe des DAV Worms sich aufmachte die Weiße Wüste zu erforschen. So hätte unser Bericht vor 2000 Jahren angefangen.

Gleich am nächsten Morgen starten wir in die Oase Baharia, glücklich den Moloch Kairo hinter uns zu lassen. Jeder Meter auf Kairos Straßen ist ein Erlebnis. Es geht 400 km weit in Richtung Libyen, nur Sand und Steine. Bohrtürme und zu Stein geworden Bäume sind Zeugen, dass hier nicht immer Wüste war. Eine Wüstenstraße, die in Giza beginnt, verbindet die Oasen heute miteinander und endet nach 1200 km in Assiut wieder am Nil. In den Oasen befindet man sich in einer anderen Welt, endlose Palmenhaine, warme Quellen, mittelalterliche Dörfer und Wüste, die alles umgibt. Die Bewohner mit ihren Eselskarren sind markante Blickpunkte und das Leben scheint wie um Jahrhunderte zurückgedreht. Schon die Pharaonen erholten sich in den Oasen vom hektischen Leben im Niltal. Bei Allah, was für ein Land. Jede Oase hat ihren eigenen Reiz: Das sehenswerte Grab des Banentiu in der Oase Baharia ist eines der wenigen historischen Zeugnisse aus der pharaonischen Zeit. Im Schatten der ausgedehnten Palmenhaine bestellen Bauern Obst- und Gemüsegärten. Eine Oase in der Oase Baharia bei Peter Wirth, ein Bensheimer, der sich hier als Hotelier niedergelassen hat. Er verfügt über eine heiße Mineralquelle zum baden und es gibt sogar Bier. Hier scheint die Zeit still zu stehen. Häuser aus Lehm und Stroh und im Stall Ochs und Esel erinnern an die nahe Weihnachtszeit. Satellitenschüsseln auf dem Dach und Handys, sind Zeugen einer neuen Zeit. Fröhliche Kinder freuen sich über ein Bonbon, unbekümmertes Lachen und die Augen haben ein Leuchten der Neugierde und der Freude. Unsere Jeeps malen Spuren in den Sand, die wilde Fahrt wirbelt den Sand auf und schüttelt das Frühstück so richtig durch. Weite Ebenen wechseln sich ab mit riesigen Sanddünen und bizarren Felsformationen. Eine Wüste voller Geschichte. Plötzlich halt, hier ist der Eingang der Tropfsteinhöhle „Djara“. Wir tauchen ein in die Unterwelt. Gigantisch was Wasser und Kalk in Millionen von Jahren erschaffen haben und von Sand bedeckt wurde. Erst 1904 hat der deutsche Wüstenforscher Rolffs sie entdeckt. Unser Lager in der Wüste -Natur pur- die Sonne, die hinter den Sanddünen untertaucht, der Sternenhimmel in der Nacht - zum greifen nah und die Sonne die auf der anderen Seite wieder auftaucht. Wir liegen auf Teppichen und erzählen Geschichten aus dem Leben.

Eine handvoll Wasser für die Morgenwäsche, Kaffee, Fladenbrot und Bohnen zum Frühstück. Auf geht’s zu neuen Taten. Eine rasante Fahrt durch die schneeweißen, bizarren Felsformationen mitten im orangenen Sand, die Kamera läuft sich heiß. Es hat geschneit heute Nacht oder? Weiß glänzt der Kalkbelag im Wüstensand. Die Oase Farafra, Ausgangspunkt für schöne Touren liegt in einer großen Senke. Palmenhaine und Reisanbau prägen den Ort. Die Bewohner leben in einfachen Lehmhäusern. Die Wüste selbst besteht nicht nur aus den bekannten Sanddünen. Der größte Teil der Wüste in Ägypten ist Steinwüste. Aber gerade diese Landschaft hat eine interessante Ausstrahlung. So auch die Weiße Wüste und die Schwarze Wüste. Hier hat die Erosion phantastische Kunstwerke geschaffen. Die gesamte Umgebung ist mit Kalksteingebilden übersät, in denen auch phantasielose Leute die tollsten Märchengestalten entdecken können.

Nach einer Woche in der Wüste und den Oasen ging es zurück nach Kairo auf die Nilinsel Zamalek. Wir wohnten im schönsten Hotel von Kairo, dem Marriott, ein Tatsch von Tausend und einer Nacht. Luxus pur in einer Stadt der Gegensätze. Draußen tobt der Kampf ums Überleben. Eine Oase mitten in der Großstatt, bewacht wie Fort Knox. Ob der Scheich im Aufzug echt ist oder ist er nur der Liftboy? Mal testen: „der dritte Stock bitte.“ Es klapp freundlich drückt der Herr gegenüber die 3 Etage. Beim nächsten Mal ist kein Boy mehr da „ups“ war wohl doch ein Scheich. Eine Präsentation der anderen Art bei Sound and Light am Fuße der Pyramiden. Bunt wird die Geschichte der Pharaonen auf Pyramiden projiziert. Beeindruckend sind die Pharaonischen Schätze im Ägyptischen Museum besonders der goldglänzende Grabschatz des Tut Ench Amuns. Die Zeit ist viel zu kurz um alles zu bestaunen. Wir besuchen die Pyramiden von Dahshur, steigen ein in die älteste der Pyramiden von Sakkara mit den reichen Grabmalereien und besuchen den Pyramidenbezirk um Gizeh mit der geheimnisvollen Sphinx. Ein YALLA, YALLA wurde zum ständigen Begleiter. Es ist nicht der ruf des Muezzin sondern die Ermahnung zur Eile. Dicht gedrängt ist der Terminkalender Kairo, die 23 Millionen-Stadt droht in der Einwohnerflut zu ersticken - steht nie still. Überwältigend der Blick vom Kairotower, dem höchsten Turm der Stadt. Kairo erstreckt sich schier endlos in alle Himmelsrichtungen, geprägt von Schmutz, Lärm und Smog, bevor sie einfach in die Wüste übergeht. Die Menschen züchten Hühner im Hinterhof und Ziegen auf dem Dach. Sie tragen die gleichen Art Gewänder, mit denen schon ihre Großeltern einst zur Arbeit aufs Feld gingen. „Allahu Akbar“ Der Ruf des Muezzin hallt vom Schornstein der Moschee (Minarett) „Ganz schön laut man“ Ein starker Glauben ist gut, ein starker Glauben kann aber auch Schranken aufbauen und vieles zerstören. Verkehrsregeln existieren hier wohl nicht. Es gilt das Recht des (Todes)mutigeren, sieben Fahrzeuge nebeneinander auf fünf Spuren, kaputte Autos am Straßenrand. Die Menschen kleben an völlig überfüllten Bussen und sitzen auf Lastern ohne jegliche Sicherung. Der Sinn des Blinkers wurde noch nicht erkannt. Licht am Auto wozu? - bei den anderen funktioniert es ja auch nicht. Dafür wird die Hupe dauerstrapaziert. Und mitten drin eine Herde Ziegen. Da steigt der Puls schon mal höher als bei so mancher Bergtour. Viel Kitsch im alten Basar. Scharen von Touristen durchziehen das Viertel. Wasserpfeifen, Lederhocker, Gold und Silber, sowie Pyramiden und Plexiglas-Pharaonen in allen Größen. Ein Patchwork aus Kitsch und Kunst an der Pforte zur islamischen Altstadt. Beeindruckend der Blick vom Minarett in die Welt des Bazar Khan al-Khalili. Männer mit flinken Nadeln nähen traditionelle Patchworkdecken. Gleich um die Ecke werden Schuhe genäht, Brot gebacken oder Tiere geschlachtet. Nebenan eine Autowerkstatt in der Mechaniker ein knappes Jahrhundert Automobilgeschichte ölen oder neu zusammensetzen. Unser schä Wormser Sproch is jo wie geschaffe fer Arabia. Alla Hop, alla kum, alla dann usw. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr raus. Es gibt soviel zu entdecken und zu verstehen. Grandios, die Magie eines Sonnenunter oder - aufgangs. Es zieht einen immer wieder in den Bann. Man kann die alten Ägypter schon verstehen die dem Sonnenkult verfallen waren. Am Abend stieg Re in die Nachtbarke um und fuhr durch das Totenreich, um am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang wiedergeboren zu werden.

Ein Höhepunkt zum Abschluss, in der Feluke über den Nil gleiten, dem Sonnenuntergang entgegen. Beim Barte des Pharao, ob es dem damals besser ging? Erste Gedanken an „Quwelde mit Lewerworscht“ werden laut. Es waren schöne Tage in der Wüste und auch Kairo ist eine Reise wert und es gibt noch viel zu entdecken. Wir kommen wieder. Danke an Ulrike und Eberhard Stephan für die gute Organisation und die geduldige Hilfe in Kairo.

Inschallah Peter