Köln, 26. bis 28. Mai 2009

Wie bitte? Schwindelfrei, trittsicher, Köln?! Wie soll das denn zusammenpassen, waren stille Fragen auf das DAV-Angebot für drei Tage „Domstadt Köln“. Doch die ungläubigen Blicke entkräftete Kölnfahrt-Organisator Heribert Kirsch flugs mit einem süffisanten Lächeln und mit der Aufklärung: „Ja, wir gehen über die Dächer des Doms und da sollte man eben schwindelfrei sein“. „Und so etwas gibt es?“, war die anschließende Frage.

Solche Führungen gibt es tatsächlich. Sie sind wenig bekannt, werden nur für kleine Gruppen durchgeführt und finden nur ab den späten Nachmittagen statt. Das Warum der spät stattfindenden Führungen beantwortete die kleine aber zackige Domführerin mit den ständigen Renovierungsarbeiten an einem der größten Kirchenbauwerke der Welt. Die erste Bekanntschaft mit dem mächtigen Wahrzeichen und Meisterwerk der Hochgotik machten wir bereits am späten Nachmittag des ersten Tages. Nachdem wir im Vorort Frechen im akzeptablen Motel „Formule 1“ Quartier bezogen hatten, fuhren wir per S-Bahn - unsere Fahrzeuge brauchten wir bis zur Abreise nicht - zu einem ersten Kennen lernen in die Dom- und Hansestadt. Vom Neumarkt aus schlenderten wir durch Fußgängerzonen, besichtigten die Antoniterkirche, die erste evangelische Kirche und dank der zentralen Lage eine der meistbesuchten Kirchen Kölns und erreichten schließlich den Heinzelmännchen Brunnen an unserer ersten Einkehr, dem Brauhaus „Früh am Dom“. Schließlich galt es die durstigen Kehlen zu stillen und hungrigen Mägen zu sättigen. Im Brauhaus-Kellergewölbe durfte sich Heribert Kirsch zusätzlich als Dolmetscher für den „Kölsche“ Dialekt und als Aufklärer der Kölner Redensarten und Begriffe betätigen. Dass der „Köbes“ (Kellner) in einem Kranz das frisch gezapfte Nationalgetränk Kölsch, als obergäriges Bier in Kölschstangen serviert, war zwar noch irgendwie verständlich, doch beim „halven Hahn“ und dem „kölschen Kaviar“ ging uns, trotz Kölsch, doch die Fantasie aus und Heriberts Aufklärung war gefragt.

Am nächsten Morgen, alle wieder topfit und vor der Zeit schon startbereit - wir tranken das edle Kölsch schließlich nicht maßlos – fuhren wir mit der Seilbahn über den Rhein, genossen den Stadt- und Rundumblick, wanderten durch den Rheinpark am Tanzbrunnen und dem Messegelände vorbei über die Hohenzollernbrücke, zurück in die Altstadt. Dort angekommen blieb uns ausreichend Zeit auf eigene Faust etwas zu unternehmen, denn erst um 16 Uhr wartete die sympathische „Kleine“ mit ihrer Führung „Über den Dächern des Doms“ auf uns. Mit dem Außenaufzug fuhren wir knapp 45 Meter in die Höhe, um dem Dom (St. Peter und Marien) sprichwörtlich aufs Dach zu steigen. Einmalige Ausblicke über die Stadt und den Dom selbst sowie faszinierende Blicke in den Innenraum der Kathedrale und die imposante Dachkonstruktion ließen uns nur so staunen und machten uns verständlich, warum der Kölner Dom der meistbesuchte Ort Deutschlands ist. Die Domführerin vermittelte uns in einem emotionsgeladenen Vortrag viele interessante Dinge zur Architektur und zur Geschichte der größten deutschen Kirche, die eng eingerahmt von Museum, Kneipen, Cafes, Geschäften und dem Bahnhof, als Mittelpunkt der Stadt als das bekannteste Architekturdenkmal Deutschlands mit knapp 650jähriger Bauzeit thront. Wir erfuhren weshalb der Hauptbahnhof direkt an den Dom gebaut wurde und der „decke Pitter“ kein gefräßiger Altstadtbesucher war, sondern es sich um die mit 24 Tonnen größte freischwebende Kirchenglocke der Welt, „St. Petersglocke“ genannt, handelt. Wieder mit beiden Füßen auf der Erde, hatten wir uns nach so viel Aufmerksamkeit, Tief- und Rundumblicken einige „Kölschstängelcher“ verdient. Im Brauhaus oder in Papa Joe`s Jazzlokal, Deutschlands ältestem Jazzlokal, verflogen die Stunden wie im Flug und waren zugleich ein würdiger Abschluss in der pulsierenden Großstadt.

Voller Eindrücke waren wir DAVler am letzten Morgen unserer Dreitagestour wieder weit vor der vereinbarten Zeit startklar für die Heimfahrt. Nach dem Motto keine Fahrt ohne Wanderung führten uns Hilde und Heribert Kirsch in gut zweieinhalb Stunden rund um den Laacher See. Unvergessen bleibt auch das Schmankerl des ersten Tages. Auf der Hinfahrt besuchten wir in Eußkirchen/Kuchenheim mit dem Textilmuseum Müller, der einstigen Tuchfabrik gleichen Namens, die den Besuchern eine komplette Fabrikwelt aus der Zeit um 1900 lebensnah bietet. Als sich 1961 die Geschäfte der ehemaligen Tuchfabrik verschlechterten, und das Unternehmen mit der modernen Technik nicht mehr mithalten konnte, verriegelte ihr Inhaber einfach die Tore und ließ alles unberührt stehen – so, wie es am letzten Arbeitstag war. Seit Ende der 1980er Jahre wird die Fabrik als Museum geführt und Vorführerinnen und Vorführer demonstrieren anhand einer breiten Palette die verschiedensten Arbeitsvorgänge von der losen Wolle bis zum fertigen Tuch an filigraner Spinnmaschine oder donnernden Webstühlen.