Am 22. September 2007 startete eine 39köpfige DAV-Gruppe für eine Woche ins Fassatal in den Dolomiten. Ziel in dem 30 Kilometer langen Tal, das Dank seiner weiten Wiesenmatten als das anmutigste unter den ladinischen Tälern gerühmt wird, war Vigo die Fassa. Angeführt wurde unsere Wandergruppe von Willibert Acker, der während der Wanderungen von seinen beiden Werner`s (Werner Kunkel und Werner Pfisterer) tatkräftig unterstützt wurde, was aufgrund der Gruppenstärke auch nötig war.

Ihre vordringliche Aufgabe bestand darin, bei mehr oder weniger anspruchsvollen Touren die mitunter weit auseinander gerissene Gruppe vor Verlust zu bewahren, bzw. die etwas unsicheren oder mit „lahmendem Geläuf“ belasteten Mitglieder sicher ans Ziel zu bringen. Was Dank Werner Pfisterers jahrzehntelanger Erfahrung „merken`s eich, ich bin de letscht, hinner mer geht kaaner mehr“ auch mühelos gelang. Die beiden waren jedoch nicht Willibert´s einzige Stütze, denn auch eine medizinische Abteilung war mit an „Bord“. Während Medizinfrau Gabi gleich nach Ankunft ihren ersten Einsatz hatte und des Reiseleiters Sonja innerhalb nur eines Tages wieder auf die Wanderbeine stellte, musste Schwester Helga erst einen Tag später ran. Ein gekonnt angelegter Verband (Renate zog sich bei einem Sturz einige Blessuren zu) blieb zum Glück ihr einziger Einsatz und brachte ihr sogar die Beförderung zur Oberschwester ein. Weitere Hilfsangebote wie „ick kann ooch en Katheder lechen“, wurden von allen dankend zurückgewiesen. Die dritte Säule um unseren Willibert bildete unser Busfahrer als so genannte graue Eminenz. Schade, dass der berühmte Funken weder von ihm auf die Gruppe noch umgekehrt übersprang. Nun aber genug der einleitenden Worte.

Weshalb waren wir denn eigentlich im Fassatal? Ja, natürlich, des Wanderns wegen. Und das kam absolut nicht zu kurz. Bei vier herrlichen Tagen - einschließlich Anreisetag - und total wolkenlosem Himmel wurde das selbstverständlich ausgiebig genutzt. Statt sanfter Eingewöhnungstour ging`s gleich am ersten Tag ganz schön zur Sache. Von Fassa aus mit der Seilbahn hoch zum Ciampedie und im Schlepptau von Willibert in drei Stunden zur Rotwandhütte, im Gebiet des bekannten Rosengartens. Und immer wieder atemberaubende Ausblicke. Nach angemessener Pause ging es weiter, bis ein Adler in greifbare Nähe kam. Es war aber nicht der heimische Steinadler, sondern „nur“ ein Bronzeadler, der aber in Erinnerung an den Förderer der touristischen Entwicklung der Dolomiten, dem Meraner Arzt Christomannos, errichtet wurde. Von dort ging`s wieder an der Rotwandhütte vorbei, zurück nach Fassa. Knapp 900 Meter bergab und summa sumarum sieben Stunden Wanderzeit.

Auch in den nächsten beiden Tagen – wohl das super Wetter ausnutzend – beherrschte uns der Zeitdruck. Nach kurzer Busfahrt wanderten wir vom Pardoi Pass aus auf dem herrlich gelegenen Bindelweg mit sagenhaften Ausblicken z.B. auf die, auch bereits vom Gletscherrückgang gezeichnete Marmolada, und zuletzt steil, rund 500 Meter hinab zum Fedeiasee. Das Tagespensum noch nicht ganz erreicht, brachte uns der Bus nach Sottaguda, einem schmucken Dorf, dessen Hausfassaden viele schmiede eiserne Tiere zieren. Ein 2 Kilometer langer Fußweg führte uns durch die gleichnamige wild romantische Schlucht nach Malga Ciapela. Der Höhepunkt der Wanderwoche sollte die Umwanderung der bekannten Drei Zinnen werden. Die Strapazen des Tages lagen dabei wohl mehr an der siebeneinhalb Stunden langen Busfahrt als an der dreieinhalbstündigen Wanderung, allerdings entschädigt durch die grandiosen Eindrücke der hochalpinen Bergwelt. Wetter bedingt waren in den letzten drei Tagen nur zwei, aber schöne Tagestouren in der Nähe von Vigo di Fassa möglich. Denn dort, wo sonntags noch aufgrund der spät sommerlichen Wärme so manch eine durstige Zunge nach kühlem Wasser lechzte, da lagen vier Tage später fünfzehn Zentimeter Schnee. Marlo und Dieter, die an diesem Tag eigene Wege gingen, hatten`s getestet und hinterließen zwei Mal zwei Spuren im Schnee.

Auch die Kultur kam in Form einer geführten Stadtbesichtigung, der alten Südtiroler Bischofsstadt Brixen, nicht zu kurz. Sehenswürdigkeiten waren neben dem Weißen Turm (Wahrzeichen der Stadt), Hofgarten, Hofburg und natürlich der Dom. Unbedingt erwähnenswert ist auch das Schnäppchen das Willibert gelang: nämlich eine Unterbringung im Viersterne Wellness Hotel „Renato“. Eine sehr nette Hotelleitung (Familie Carpano sei herzlichst gegrüßt), ein stets aufmerksames und freundliches Servicepersonal, eine hervorragende Küche und last but not least ein sehr umfangreiches Wellnessangebot sind jedenfalls ein Wiedersehen wert. Auch nicht selbstverständlich, dass nach unserer späten Heimkehr von den Drei Zinnen, noch nach 22.30 Uhr das komplette Abendmenü ohne Murren aufgetischt wurde. So konnte auch über das kleine Manko am Törggelenabend im Hotel großzügig hinweg gesehen werden, als zu den „Köschtn“ mehr Bier als „Neier“ getrunken wurde, weil dieser mehr nach Met als nach Traubenmost schmeckte.

Bereits auf der Heimfahrt wurde der Wunsch auf ein Wiedersehen im Fassatal laut. Also Willibald, Fassa und „Renato“ verpflichten. Edwin Fuhrmann