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Aktueller Kalender aller geplanten Wanderungen, Vorträge und Reisen.

Vom 17. bis 22. August 2009 formierten sich 3 Wanderer unter der Leitung von Dieter Arnold mit dem gemeinsamen Ziel, das urweltliche Karwendelgebirge (bzw. einen Teil davon) auf einem anspruchsvollen und abwechslungsreichen Höhenweg - ausgehend von Seefeld / Tirol über die Nördlinger Hütte zum Solsteinhaus, Pfeishütte, Bettelwurfhütte, Hallerangerhaus, Abstieg nach Scharnitz - zu „bezwingen“.

Dabei waren die Ambitionen der einzelnen Teilnehmer doch recht unterschiedlich. Das „Nesthäkchen“ der Gruppe wollte z.B. Erfahrungen im anspruchsvolleren Gelände über längere Zeit- als auch Wegdistanzen sammeln, um zukünftig seine „alpine Karriere“ ausbauen zu können. Im Gegensatz dazu wollte der mit Abstand älteste Wanderer mit dieser Tour einen würdigen Abschluss (zumindest für Touren solcher Art) seines langen Bergsteigerlebens setzen, das ihn in viele Alpenregionen führte - jedoch bis dato nicht ins Karwendel. Vorwegnehmend kann angemerkt werden, dass die Erwartungen an diese Tour erfüllt wurden. Es sollten jedoch etliche Liter Schweiß bis zum Erreichen des Tourzieles fließen.

Doch nun zu den Details der Tour. Am 17. August trafen sich die Teilnehmer um 7 Uhr zum Tourstart in Worms. Per Auto ging es in Richtung Seefeld. Die Anfahrt verlief stressfrei (ohne Stau), so dass nach ca. 5 Stunden der Ausgangspunkt der Tour – die Bergbahn zur Rosshütte – erreicht werden konnte. Die Wetteraussichten waren gut, dennoch war – wie üblich für diese Jahreszeit – mit nachmittäglichen Gewittern zu rechnen. Nachdem alle die Rucksäcke gesattelt hatten, ging es zunächst gemütlich per Bergbahn los. Die ersten Höhenmeter bis zur Rosshütte schenkten wir uns – im weiteren Tourverlauf sollten noch etliche Höhenunterschiede per Pedes bewältigt werden. Dann ging es zum Warmlaufen (beschleunigt durch die deutliche Einwirkung der Sommersonne bei nahezu wolkenfreiem Himmel) über rund 630 m Aufstieg und 140 m Abstieg in gut 2 Stunden zur Nördlinger Hütte. Dabei konnten erste Eindrücke des Karwendelgebirges gesammelt werden – z.B. Bewältigung des ersten und wahrlich nicht letzten Schuttkares, erste Felsberührung. Dazu wurden von Tourleiter Dieter Arnold erste praxisrelevante Tipps (z.B. Bewegungstaktik, Sicherheit im alpinen Gelände etc.) sowie detaillierte Infos zur Etappe geliefert. Der Aufstieg von der Rosshütte (1751 m) über das Seefelder Joch (2060 m) wurde mit dem Erreichen des ersten Gipfels – der Reither Spitze (2374 m) – belohnt sowie mit einem ersten Überblick über das Gebirge, in dem man sich die nächsten Tage bewegen sollte, als auch die zahlreichen benachbarten Regionen. Bei diesem ersten Aufstieg offenbarte sich recht schnell, ob der Rucksack optimal gepackt war – Beschränkung auf das Wesentliche ist gefragt. Unterhalb des Gipfels konnte man schon die Nördlinger Hütte (2239 m) sehen, die nach einem kurzen Abstieg erreicht werden konnte. Das Wetter an diesem Tag war optimal – fast schon zu heiß. Dies sollte sich auch während der nächsten Tage nicht ändern. Ein Gewitter zog erst nachts auf.

Am nächsten Tag sollte es dann zeitig weitergehen. Trotz des nächtlichen Gewitter mit heftigem, aber relativ kurzem Regen, waren die Wegbedingungen optimal. Die Feuchtigkeit war nahezu abgetrocknet, den Rest sollte die auch an diesem Tag stark scheinende Sonne tun. Diese zweite Etappe sollte um einiges länger – 5 Stunden bis zum Solsteinhaus - als auch technisch anspruchsvoller werden. Der Weg bzw. Pfad hatte teilweise schon Klettersteig-Charakter, war jedoch an kritischen Stellen stets gut mit Stahlseilen abgesichert. Trittsicherheit als auch Schwindelfreiheit, verbunden mit einer guten Kondition, waren hier wichtige Voraussetzungen, um sicher „durchzukommen“. Auch hier erfolgten wieder wichtige und sinnvolle Anweisungen an entsprechender Stelle von Tourenleiter Dieter Arnold. Belohnt wurde man durch einen sehr abwechslungsreichen Wegverlauf (größtenteils am Grat entlang) mit beeindruckenden Blicken in die Tiefe, auf bizarre Felsstrukturen und einer großartigen Fernsicht über das Inntal auf den Alpen-Hauptkamm. Getreu dem Motto „mittendrin statt nur dabei“. Der Routenverlauf im Detail: Von der Nördlinger Hütte ging es zunächst um den von der Reither Spitze nach Süden abstreichenden Kamm herum und nach Norden und Osten in die tiefste Einsattelung des Ursprungs. Einige Grattürme wurden südlich umgangen bis in den Ursprungsattel (2087 m). Auf der anderen Seite ging es dann über Schutt hinauf und dann stets knapp südlich unter den Freiungsspitzen (2139 m) weiter nach Osten in die Kuhljochscharte (2171 m). Die Steinschlaggefahr sollte hier nicht unterschätzt werden, so dass die mitgenommenen Schutzhelme zum Einsatz kamen. Dann ging es südöstlich hinab und in Kehren empor auf das Kreuzjöchl (2043 m). Dann wiederum in Serpentinen hinab und steile Gräben nach Osten hin querend unter die Eppzirler Scharte. Abschließend ging es durch das Höllkar (nomen est omen) hinab zu den Böden um das Solsteinhaus (1806 m). Damit aber noch nicht genug. Nach kurzem Auftanken mit kühlen Getränken und Entledigen von überflüssigem Gepäck auf der Hütte wurde kurz beraten und die Besteigung der Erlspitze (2405 m) in Angriff genommen. Nach gut einer Stunde waren die 600 Höhenmeter geschafft. Nach einer ausgiebigen Gipfelrast und Genießen der großartigen Ausblicke bei nach wie vor besten Wetterverhältnissen konnten wir uns wieder zur Hütte „zurückrollen“ lassen, um uns dann von deren gastronomischen Vorzügen überzeugen zu lassen.

Gut gestärkt und erholt ging es dann am 3. Tag noch ein wenig früher morgens los – in Anbetracht der folgenden langen Etappe (10 Stunden). Die insgesamt rund 1200 Aufstiegs- und 1100 Abstiegshöhenmeter sowie die anhaltende sommerliche Hitze (Bemerkung dreier Jäger unterwegs im ersten Drittel der Etappe: „Da habt’ ihr noch viel ‚Afrika’ vor euch.“) verlangten der Gruppe so einiges ab. Zunächst ging es vom Solsteinhaus zum Zwischenziel Berghotel Seegrube. Die Route verlief vom Solsteinhaus vorbei an der Erlalm, hinab in Richtung Kristenalm. Ein Stück davor zweigte rechts der Gipfelstürmerweg ab. Am Jagdhaus in der Wilden Iss begann dann der lange und steile Anstieg durch ein im oberen Teil nicht enden wollendes Schuttkar („ein Schritt vor, zwei zurück“) in den Frau-Hitt-Sattel (2270 m). Die steilsten Stellen lagen im Ausstieg aus dem Frau-Hitt-Kar in den Sattel. Von hier geht auch ein schwieriger Klettersteig (Innsbrucker Klettersteig) weiter. Vom Sattel – beeindruckender Tiefblick auf Innsbruck - gingen wir dann weiter nach Osten über einen „Trittschulung“ genannten Weg – durchaus tritttechnisch anspruchsvoll mit einigen ausgesetzten Stellen, später dann etwas gemäßigter - hinüber zum Berghotel Seegrube (1906 m). Dort angekommen, konnten wir dann eine kurze Verschnaufpause einlegen und uns bei Bedarf mit notwendiger Flüssigkeit versorgen. Weiter ging es mit der Seilbahn hoch zur Hafelekar Bergstation (2259 m), um uns diesen Aufstieg zu „sparen“, denn von hier aus ging es noch rund 2 Stunden bis zur Pfeishütte weiter, zunächst über den Hermann-Buhl-Weg, der exzellent ausgebaut nach Osten durch die Südhänge von Hafelekar und Gleirschspitze quert und prächtige Aussichten in die Stubaier und Zillertaler Berge bietet. Zuletzt am Grat von der Gleirschspitze in die Mühlkarscharte hinab und dort nach Norden über Felsen und Schotter tiefer bis unter die Schuttreißen, die von der Mandlscharte herabrieseln. In Serpentinen auf die Scharte und jenseits gleich wieder hinab in die Böden nördlich der Arzler Scharte. Über den Goetheweg ging es dann hinab zur Pfeishütte (1922 m). Dies war insgesamt die anstrengendste längste Etappe der Tour mit einigen technisch anspruchsvollen Passagen, bot aber wilde landschaftliche Eindrücke sowie herrliche Ausblicke. Das Abendessen schmeckte nach dieser Etappe besonders gut und war – wie auch die entsprechenden Getränke dazu – nötig um Kraft für den nächsten Tag aufzutanken. Leider mussten wir diese Nacht im Matratzenlager (das einzige Mal auf dieser Tour) verbringen, da wir aufgrund der Tourlänge entsprechend spät an der Hütte ankamen und die Bettenlager alle schon ausgebucht waren. Dennoch schliefen wir – mit Unterstützung entsprechender Hilfsmittel (Oropax) bzw. aufgrund der körperlichen Anstrengungen – insgesamt doch relativ fest und konnten nach dem Frühstück wieder zeitig die nächste Etappe in Angriff nehmen.

Die 4. Etappe sollte uns in rund 5 Stunden von der Pfeishütte zur Bettelwurfhütte führen. Von der Hütte führte der Weg nach Osten unter die Stempeljochspitze in die enge Kerbe des Stempeljochs (2215 m). Jenseits ging es über eine plattige Stufe gut 50 Höhenmeter steil hinab, ehe ein Steig in Serpentinen über die oberste Stempeljochreiße hinableitet. Nach etwa 200 Höhenmeter zweigte links der Wilde-Bande-Steig ab. Der Pfad leitet fast eben durch die Flanken von Stempeljochspitze (2543 m) und Lafatscher (2696 m) zum Fahrweg ins Lafatscher Joch (2081 m). Trotz der geringen Höhendifferenz wurde aber auch hier eine saubere Gehtechnik gefordert – zahlreiche absturzgefährdete Stellen, die größtenteils mit Stahlseilen abgesichert sind. Über den Weg ging es dann bis etwa 50 m unter das Joch, wo dann nach Osten der Weg zur Bettelwurfhütte (2079 m) abzweigt. Der weitere Weg führt dann weitgehend eben nach Osten zur Hütte. Die Hütte ist schon relativ zeitig (ca. 1 Stunde vorher !) zu sehen, davor sind allerdings noch zahlreiche Kehren und Schuttkare zu passieren. Eine weitere Option nach Erreichen der Hütte wäre die Besteigung des großen Bettelwurfes (2726 m) gewesen. Aufgrund des relativ großen Zeitaufwandes (insgesamt ca. 4 Stunden) und zur Schonung der Kräfte für die beiden letzten Tage verzichteten wir jedoch nach einstimmiger Meinung auf diesen Gipfel. Die Bettelwurfhütte stellt eine exzellente Aussichtsloge auf das Tal (Talort ist Hall / Tirol) dar, was an diesem sternenklaren Abend im Freien ausgiebig genossen werden konnte. Auf der Hütte befand sich an diesem Abend auch eine größere Gruppe feiernder „Einheimischer“ mit entsprechender musikalisch gesanglicher Begleitung, so dass auch wir etwas später in die Betten kamen. Da die nächste Etappe deutlich kürzer ausfallen würde, konnten wir es auch etwas lockerer angehen lassen.

Am 5. Tag ging es in rund 3 Stunden von der Bettelwurfhütte zur Hallerangerhütte. Es ging zunächst auf dem bereits bekannten Weg zurück zum Lafatscher Joch und dann nördlich hinab. Am Lafatscher-Durchschlag ging es in einem spannendem Abstieg an den lotrechten Felswänden der Schnitlwände (Klettergarten mit zahlreichen Klettertouren) vorbei hinab in den Zirbelwald zum Hallerangerhaus (1768 m). Nachdem wir kurz vor Mittag die Hütte erreicht hatten, wurde kurz gerastet und für den geplanten Aufstieg zur Sunntigerspitze (2327 m) wieder überflüssiges Gepäck abgestellt. Vorbei an der Hallerangeralm und dem Melzerdenkmal erreichten wir in knapp einer Stunde den Gipfel, von wo wir bereits dicke Regenwolken in kurzer Distanz auf uns zukommen sahen. Tourenleiter Dieter Arnold hielt daher dazu an, die Gipfelrast nicht zu lang werden zulassen und zügig wieder abzusteigen. Bereits beim sportlich ambitionierten, zügigen Abstieg sahen wir die Wolken in „unseren“ Gipfel einziehen. Kurz nachdem wir abgestiegen waren und auch noch die unweit der Hütte liegende Isarquelle erkundet hatten, fing es kräftig an zu regnen – optimales Timing. Stunden nachdem wir unseren „Gipfelerfolg“ am frühen Nachmittag mit einer Runde Kaffee mit Apfelstrudel genossen hatten, zog dann auch ein kräftiges Gewitter auf, was uns jedoch in der gemütlichen trockenen Hütte wenig störte. Den Abend konnten wir dann mit einem guten Essen und einem interessanten Gespräch mit einem Pfälzer (aus Speyer), der von München nach Venedig wollte und bereits eine Woche unterwegs war, ausklingen lassen.

Am 6. Tag machten wir uns auf den Abstieg (5 Stunden, 800 Höhenmeter) nach Scharnitz, immer vorbei an der immer reißend und breiter werdenden Isar. Unterwegs trafen wir am Flussufer noch auf eine ganze Armee von Steinmandln hier hatten viele einer ganze Arbeit geleistet. Trotz ziemlich starker Bewölkung und heftig aufkommendem Wind kamen wir auch an diesem letzten Tag trockenen Fußes am Bahnhof in Scharnitz an, von wo aus wir zum Ausgangsort unserer Wanderung zurückfuhren und nach einer kräftigen Mahlzeit in Seefeld den Heimweg nach Worms antraten. Insgesamt war es eine sehr interessante sowie körperlich durchaus anspruchsvolle Wanderwoche in den Höhen des Karwendelgebirges, die keiner von uns so schnell vergessen wird. Der eine wird sie als wertvolle Erfahrung für weitere alpine Aktivitäten verbuchen, der andere wird noch lange an der Erinnerung dieser Tour in seinem „Bergsteigerruhestand“ zehren.

Ein herzliches Dankeschön für die vorbildliche Vorplanung, Organisation und Durchführung der Tour an dieser Stelle an unseren Tourleiter Dieter Arnold.