Servus!

Es war einmal ein roter Bus, der fuhr im Sommer 2020, gefüllt mit einer sechsköpfigen wanderlustigen Gruppe und allem möglichen Gepäck, ins Montafon (ein Tal im Westen Österreichs).

Die erste Station der 12tägigen Tour war die Zamang-Bahn. Mit dieser transportierten wir uns, sowie unsere mit Klettersteigausrüstung vollgepackten Rucksäcke, bis zur Bergstation Kapell. Von dort aus wählten wir den steileren aber flotteren Aufstieg zu der heißgeliebten Wormser Hütte. Dort angekommen wollten wir die Zeit bis zum Abendessen nicht einfach nur verstreichen lassen und nahmen uns deshalb spontan den dortigen Übungsklettersteig vor. Das war für zwei von uns ihr erster Klettersteig, insofern die perfekte Vorbereitung auf den nächsten Tag: Der Hochjoch-Klettersteig zu dem Gipfel auf 2520 Höhenmetern. Dort erwartete uns ein wundervoller Rundumausblick, gefolgt von einer 62 Meter langen Seilbrücke. Beim Abstieg über den Grat wurden wir zu Beobachtern einer ungeklärten Hubschrauber-Rettungs-Aktion. War es eine Übung oder ging es um Leben und Tod? Wir wissen es bis heute nicht.

Weil uns ein Klettersteig von vier Stunden nicht genügte, besuchten wir nach einer Mittagspause auf der Wormer Hütte das Kreuzjoch (2395m) und die Zamangspitze (2387m), letztere inklusive kleiner Kletterei. Und da wir auch danach immer noch nicht genung hatten, folgte ein spaßiger Ausflug zum Kälbersee, einer der drei wunderschönen Bergseen an der Wormser Hütte. Aufgrund von zu viel Euphorie brachten wir das dort ansässige Floß zum kentern und katapultierten uns fröhlich ins eiskalte Wasser.

Nach dem Frühstück befreiten wir am nächsten Tag den Klettergarten der Wormser Hütte von großen, losen Gesteinsbrocken. Nach dieser letzten Mission in der Höhe machten wir uns auf den Weg ins Tal. Zwei Auserwählte schickten wir als Gepäckesel mit der Bahn.

In Schruns brachte uns der rote Bus zum Campingplatz Rätikon, auf dem wir unser gemütliches Lager für die restlichen 9 Tage einrichteten. An die Nachbarn gewöhnten wir uns schnell: Hupende Züge, Tunnelsprengungen und etwas zu neugierige Nacktschnecken.

In den folgenden Tagen wagten wir uns an den nahegelegnen sonnigen Kletterfels Landschrofen und überbrückten Regentage in Boulderhallen. Zwei Tage hintereinander schlängelte sich der rote Bus tapfer für uns die Silvretta-Hochalpenstraße mit 34 Kehren hoch. An dem einen Tag bahnten wir uns dort auf einer Höhe von 1800 bis 2100 m über Trampelpfade, kleine Bächleich und vorbei an Latschen durch das vielfältige Bouldergebiet ”Silvapark Galtür”. An dem anderen Tag kombinierten wir den Besuch des Kletterfelsens mit einem Ausflug zur Staumauer, an dieser erprobten wir Mehrseillängen-Routen. Beim Abseilen begann es zu winden und regnen. Das war etwas spannend und dadurch eine gute Übung, um im Kopf und in den Händen Ruhe zu bewahren. Denn bei Mehrseillängen werden eher Zeit und Konzentration benötigt, nicht etwa kalte und nasse Finger. Aber keine Sorge, wir haben uns sicher abgeseilt und hatten sogar Spaß dabei!

Gemütlicher war es dennoch im Klettergarten in Latschau mit leichten Routen im Trockenen. Dort übten wir Umbauen und Vorsteigen am Fels, bis es mittags wieder anfing zu regnen. Daran angepasst machten wir einen Regenspaziergang und errieten unter dem Tarp sitzend Blackstories. Beim Pfannkuchenbacken hörten wir das Hörbuch QualityLand, welches uns die ganze Fahrt über begleitete, wie auch die Frage ”Was kochen wir heute Abend?”.

Nach einem Erholungstag, an dem wir uns Slackline und Knotenlehre widmeten, stand am letzten Tag vor der Abreise die Bergtour an. Wir stiegen circa 1400 Höhenmeter bis zum Gipfel der Schesaplana auf 2964 m, der höchste Berg im Rätikon. Die erste Etappe am frühen Morgen war der sogenannte Böse Tritt: Ein unserer Meinung nach harmloser 400m Aufstieg vom Parkplatz zum Lünersee, einem riesigen Stausee. Nach dem Uferweg am See entlang startete ein steiniger, steilerer Weg. Über mehrere kleine Schneefelder, vorbei an der Totalphütte und wolkenverhangenen Bergspitzen erreichten wir den Gipfel. Bei schon fast zu erfrischend kühlem Wind machten wir unsere Mittagspause zur Hälfte in der Schweiz. Beim Abstieg lernten wir von unseren Jugendleitern Jens und Marius Geröllfeld-Surfen und Schneefelder-Abrutschen. Dadurch waren wir, flotter als erlaubt, wieder beim roten Bus, der geduldig im Schlamm auf uns gewartet hatte.

Am letzten Tag stand das übliche Zusammenpacken, den Bus ein- und aufräumen und Saubermachen an, inklusive dem Versuch den hartnäckigen Schneckenschleim zu entfernen.

Wir lassen diese Fahrt gerne Revue passieren, da wir super aktiv waren, mutig unseres Weges stapften oder hüpften, schöne Ausblicke genossen und stets eine tolle Gruppendynamik spürten.

Danke an Jens und Marius für die Planung vor der Fahrt und währenddessen! Und auch Danke an unseren treuen Weggefährten: Den roten Bus!

Hoffentlich bis auf ein nächstes Mal, auf Wiederschauen!